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2011-02-25

[Gelesen] Tokyo Love


Tokyo Love
Hitomi Kanehara


Als Erstes fällt (dem geübten Japan-fan-Auge) auf, dass Tokyo richtig geschrieben ist! Jawohl, ich boykottiere die "deutsche" Schreibweise Tokio, weil dadurch zu viele Leute Tok-i-o sagen! Urghs. 
Das verletzt und ängstigt das Japanologen-Ohr nun einmal, da muss man doch was gegen tun.

Aber nun weiter im Text und ab jetzt auch wieder etwas ernsthafter.

Klappentext: Lui ist neunzehn Jahre alt, auffallend schön und gelangweilt. In einer Bar trifft sie den kleinen Gauner ama, dessen gespaltene Schlangenzunge sie so fasziniert, dass sie mit ihm zusammenzieht und sich ihre Zunge piercen lässt - ein Tabu in Japan. Die Manipulation des Aussehens und der Schmerz geben Lui das Gefühl am Leben zu sein. Entschlossen, die eigenen Grenzen zu überschreiten, bittet sie den Meistertätowierer Shiba ihr ein mystisches Motiv auf den Rücken zu tätowieren. Als Gegenleistung fordert Shiba ein bizarres erotisches Dreiecksverhältnis. Lui willigt ein, doch dann verschwindet Ama spurlos. Und Lui muss sich ihren Gefühlen und Obsessionen stellen.

Über die Autorin: Hitomi Kanehara ist zweiundzwanzig Jahre alt und hat wie ihre Protagonistin kein Interesse an Konventionen. Mit siebzehn brach sie die Schule ab und konzentrierte sich aufs Schreiben. Tokyo Love wurde mit dem Subaru-Preis und mit dem Akutagawa-Preis ausgezeichnet, dem wichtigsten Literaturpreis für Debütromane in Japan, den auch Literaturnobelpreisträger Kenzaburo Oe für seinen ersten Roman erhalten hat. (wer sich für japanische Literatur interessiert sollte sich Bücher von Oe und Murakami zulegen - beide Schriftsteller sind super! Wenn ihr wollt könnte ich auch ein paar Bücher von ihnen vorstellen)

"Für dich würde ich mich auch kahlscheren. Oder als Barbieboy rumlaufen, damit ich zu dir passe. Ich würde sogar meine Haut bleichen, wenn du es wünschst."
"Hör auf, so'n Quatsch zu erzählen."
Eigentlich sah er ganz passabel aus. Sein Blick war ein bißchen fies, aber ansonsten fiel er eher in die Kategorie gutaussehend. Klar, mit dem Tattoo und dem Gesicht voller Piercings ließ sich das natürlich nicht so ohne weiteres feststellen.
Anfangs war ich wirklich ein wenig verwirrt. Nachdem ich die Beschreibung auf Amazon gelesen hatte war mir ein wenig mulmig was mich in diesem Buch erwarten würde.
Es stellte sich jedoch heraus, dass das Buch viel mehr als Sexszenen zu bieten hat. Der Schreibstil ist kurz und knackig. Eine Sache an die sich viele wohl erst gewöhnen müssen, da man nicht mit Details überflutet wird, sondern einem viel Freiraum zur eigenen Interpretation gelassen wird. Ich mag das allerdings sehr gerne und es ist ein Stil, der mir schon bei vielen japanischen Autoren begegnet ist. Man könnte also sagen: Das ist so ein Japan-Ding.
Die Geschichte ist vielseitig und neben den hier und da vorkommenden Sexszenen, die ebenso kurz und knackig sind wie der Rest sind (was dem aber keinen Abbruch tut) entfalten sich die Charaktere der einzelnen Personen fließend. 
Ich könnte mir vorstellen, dass diese Story einen hervorragenden Film hervorbringen könnte und hoffe insgeheim, dass der ein oder andere Regisseur in Japan auch so denkt und ich mir das Buch irgendwann als Film anschauen kann.

Dieses Buch ist sicherlich nicht für jeden etwas, da es die typische japanische Ansichtsweise klar widerspiegelt und an manchen Stellen werden Leser, die nichts mit Japan und der Denkkultur anfangen können, dasitzen und sich über die scheinbare Abgeklärtheit oder Unterwürfigkeit wundern.
Bei diesem Buch muss man sich nicht nur auf die Geschichte einlassen, sondern auch auf die für "Westler" manchmal sehr eigenartige und unverständliche japanische Mentalität. 

Was mich persönlich manchmal ein wenig gestört hat ist, dass Stilrichtungen wie Gyaru (Lui trägt diesen Stil, der aber als Barbiegirl übersetzt wird) oder Gyaruo (der Barbieboy) übersetzt wurden. Da ich mit den Stilrichtungen etwas anfangen kann hat es mich immer etwas gewurmt, da Gyaru nicht wirklich was mit einem Barbiegirl zu tun hat, aber für alle Aussenstehenden, die sich damit nicht auskennen ist es natürlich gut solche Refernzen zu haben. Obwohl in meinen Augen eine kleine Fußnote dasselbe Ergebnis gebracht hätte. Das ist wohl Geschmackssache.

2 comment(s):

Ragrunzel hat gesagt…

Danke dass du das Buch hier vorgestellt hast, ich bin immer an Büchern die in Tokyo spielen interessiert :)
hast du mal Norwegian Wood gelesen? Das steht auch schon ne Weile auf meiner Merkliste~

Leah Elaine hat gesagt…

Haha. Nichts zu danken :D

Norwegian Wood kenne ich nicht, aber wenn du so fragst muss ich dann gleich mal auf amazon schauen was das für ein Buch ist. :)

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♪ teilt sich in Leipzig/ Germany zusammen mit ihrem Freund und ihren zwei Katzen Lillie und Haku eine Wohnung


I like: Musik! Von A bis Z, aber ich bevorzuge Rock/ Metal ~ Tee ~ PS2/ PS3 ~ Shibuya und Gyaru style ~ Tattoos und Piercings ~ Kirschblüten ~ Vintage ~ Splatter Movies ~ Salat ~ Square Enix ~ Deko

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