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2011-05-02

[Gelesen] Fausto


Fausto
Oliver Dierssen


Klappentext: Probleme mit den Hausaufgaben? Probleme mit der Liebe? Probleme überhaupt? Dann kann nur einer helfen: FAUSTO! Fausto Flamingo Esteban de Rioja, der pelzige Bücherdämon, der sich von Rechtschreibfehlern ernährt, hilft nicht nur, wenn der Deutschaufsatz misslingt, sondern auch in allen anderen Lebenslagen. Mit dem vierzehnjährigen Joschel ist er allerdings an einen besonders schweren Fall geraten. Gemeinsam stolpern Fausto und Joschel in das Abenteuer ihres Lebens.

Joschel Fittisch ist ein ganz normaler Teenager, der mit den ganz normalen Tücken des Alltags zu kämpfen hat. Als da wären: Die Pubertät, seine nervende Mutter, die erste Liebe und die Schule. Denn Joschel ist schlecht in der Schule, richtig schlecht. Der Unterricht ist ihm ein Gräuel, und Hausaufgaben erst recht. Bis er eines Tages einen perfekt formulierten Aufsatz in seinem Deutschheft findet. Niemand kann sich Joschels unerwartete Genialität erklären, am allerwenigsten er selbst. Da kriecht eines Abends plötzlich ein kleines pelziges Geschöpf unter seinem Bett hervor, stellt sich als Fausto Flamingo Esteban de Rioja vor und erklärt, Rechtschreibfehler zu fressen und für die Streberarbeit in Joschels Aufsatzheft verantwortlich zu sein. Joschels schulische Karriere scheint gerettet, und plötzlich sieht ihn auch Canan, die Klassenschönheit der 9c, mit anderen augen. Doch er hat sich zu früh gefreut, denn jetzt fangen seine Probleme erst richtig an...

Frau Doktor Rohrbach war ausgemergelt und uralt. Sie sah aus wie ein halbtoter Opa mit künstlichen Zähnen und schütterem Haar. Die hätte schon zur Jahrtausendwende in den wohlverdienten Ruhestand gehört. Aber vermutlich konnte man nicht auf sie verzichten, wegen der ganzen Einser-Schreiber, die ohne psychologische Unterstützung durchdrehen und die halbe Schule mit einem Luftgewehr vor sich hertreiben würden.
Im Büro roch es nach Käsefüßen, Fettcreme und feuchtem Toilettenpapier. [...]
Mitten auf dem Fußboden lag ein Bärenfell mit kunstvoll präpariertem Kopf, der ein mächtiges Gebiss sehen ließ. Das Tier sah aus, als wäre es im vorletzten Jahrhundert erschossen worden, vermutlich von Frau Doktor Rohrbach persönlich. Blassgelb zeichnete sich die trockene Haut unter dem ausgedünnten Pelz ab. Die Glaskugelaugen starrten mir deprimiert entgegen.
Die Psychologin räusperte sich feucht und gurgelnd, ich riss meinen Blick von dem platt getrampeltem Tier los.
Mitten auf dem Tisch lag mein aufgeschlagenes Aufsatzheft. "Guten Tag", sagte Hanne mit etwas zu schriller Stimme. (Bei ausgestopften, 'sinnlos hingerechteten' Tieren verlor sie schnell die Fassung.) "Ich bin die Erziehungsberechtigte vom Joseph."
Frau Doktor Rohrbach antwortete nicht, sondern schob sich mit der Zungenspitze das Gebiss zurecht. Als es wieder saß, schenkte sie uns ein Lächeln aus trüber Keramik.
Es kam zum Austausch von Höflichkeiten mit dem Feind. Die Hand der Psychologin fühlte sich an wie eine verwitterte Tüte Gummibärchen, knisternd, trocken und elastisch, und mit knubbeligen weichen Dingen gefüllt.

Ich hatte ja schon hier kurz über dieses Buch und den Autor berichtet und prompt bekam ich diesen Kommentar:


Hahaha!

Das Buch zu lesen hat wirklich viel Spaß gemacht. Wie man schon in dem Auszug merkt ist das Buch gespickt mit den wildesten Vergleichen. Der Schreibstil ist locker und frech. Meiner Meinung nach genau das Richtige für Jugendliche und Teenager.
Zu Beginn hatte ich ein wenig Probleme in den Fluss hineinzukommen, weil ich mir immer wieder Oliver Dierssen vorstellte wie er es betonte es aber in meinem Kopf nicht immer mit meiner eigenen Interpretation verbinden konnte. Dieses Problem werden aber wohl nur die Leute haben, die Oliver Dierssen einmal vorlesen gehört haben.
Die Geschichte ist tiefgründig und immer wieder tauchen neue Probleme mit denen Joschel sich auseinander setzen muss. Trotz der natürlich etwas vereinfachten Erzählweise kommt dieses Buch nicht als plumpe Jugendgeschichte daher. Sie fesselt auch ohne mit den schwierigsten Fachwörtern um sich zu werfen und die verzwicktesten Situationen auf den Plan zu rufen. Und wer bei diesem Buch nicht einmal schmunzelt hat seine eigene Jugend mitsamt ihren verworrenen Eindrücken ganz weit hinten in den Schrank gepackt und ist zum Spießer mutiert.
Wenn man mal keine Lust auf "schwere Kost" hat, sondern sich lieber humorvoll unterhalten möchte macht man mit Fausto nichts falsch.



P.S.: Das hier habe ich in einem Interview mit Oliver Dierssen gefunden und fand es so gut, dass ich es nicht vorenthalten wollte.


Woher kommt der Name Fausto?
In Fausto sehen manche tatsächlich eine Neuauflage von Faust, „die Geister, die ich rief“ – was aber überhaupt nicht gemeint ist und auch nicht zur Geschichte passt. Ich habe ihm all seine Namen nach klangvollen spanischen Weinsorten gegeben. Das schreiben Sie vielleicht besser nicht, denn sowas geht im Sektor Jugendbuch eigentlich gar nicht.

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