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2011-05-02

[Gelesen] Jockels Schweigen


Jockels Schweigen
Adriana Stern



Klappentext: Als der 16-jährige David hinter dem Rücken seiner Eltern seinen kleinen Bruder Jockel bei einer Schauspielagentur anmeldet, nimmt eine ungeahnte Katastrophe ihren Lauf. Schon kurze Zeit später bemerken David und seine Eltern schlimme Veränderungen an Jockel. Doch nicht nur sein Bruder gibt David Anlass zur Srge: Auch sein bester Freund Chip, mit dem er seine große Leidenschaft für Computerspiele teilt, ist zunehmend verschlossen und aggressiv. Gemeinsam mit seiner Freundin Julie kommt David einem schrecklichen Geheimnis auf die Spur...

Nach einem wahren Verbrechen

"Was hast du dir denn angeguckt?", fragt Chip, den ich komplett vergessen habe. Chip mag meinen Bruder, das ist mir schon früher aufgefallen. Von mir aus kann er ihn gerne mitnehmen.
"Ich hab keine Lust mehr auf meine Theatergruppe." Jockel stellt sich neben Chip an den PC. "Das neue Stück ist langweilig. Eins, aus dem wir ganz viel lernen sollen. Gähn." Er seufzt.
"Aha." Chip lässt sich vor dem Bildschirm nieder.
"Und jetzt suche ich eine neue Gruppe. Eigentlich will ich sowieso lieber zum Film."
"Das ist voll Scheiße", fährt Chip plötzlich hoch. "Diese Agenturen sind der letzte Müll, Jockel. Vergiss es, okay?"
"Aber guck mal, Chip." Er zwängt sich neben meinen Freund. "Die hier sieht echt interessant aus: Star School for Teens, siehst du? Oder die hier, die kostet gar nichts."
"Das ist wirkich der letzte Scheiß, Jockel. Lass die Finger davon, hast du verstanden?"
"Aber guck doch mal. Die Jungen sind alle in meinem Alter, und hier, der ist bei einem amerikanischen Kinderfilm angenommen worden."
"Du musst nicht alles glauben, was im Internet steht."
"Du denkst, die lügen?" Jockel reißt ungläubig die Augen auf. "Woher willst du das wissen?"
"Ich weiß es eben!"
"Hast du dich auch da beworben?"
Chip dreht sich zu ihm um, packt ihn an den Schultern und schüttelt ihn. "Ey, ich hab das doch jetzt deutlich genug gesagt. Vergiss diese Scheiße, verdammt!"
"Aua!" Tränen sammeln sich in Jockels Augen. Chip hat ihn immern och im Griff.
"Ey, was soll das?", mische ich mich ein. "Lass ihn los, Chip." Was ist denn jetzt schon wieder? Ich trete näher an den Schreibtisch heran und werfe einen Blick auf die Homepage, die Chip so in Rage versetzt.
Chip schubst Jockel vom Stuhl und dreht sich gleichzeitig zu mir um. Seine Augen funkeln vor Zorn. "Dein Bruder soll diesen Müll schleunigst vergessen. Das ist nur was für Arschlöcher. Kapiert, Krümel?"

Auf Grund des Themas Missbrauch bin ich bei Adriana Sterns Vorstellung dieses Buches neugierig geworden wie es weiter geht und wie sich die Geschichte schlußendlich entwickelt. Dass es ein Happy End geben wird hat sie schon im Voraus betont. Sie wollte bei einem Buch, das den Missbrauch von (in diesem Fall) Jungen als Thema hat und das für Jugendliche bestimmt ist, nicht das Gefühl verbreiten, dass eine solche Situation hoffnungslos wäre. Sie möchte mit diesem Buch aufmerksam machen und eventuell Betroffenen zeigen, dass es Lösungen gibt.

Leider kam mir die Erzählweise öfters irgendwie stockend bzw. unausgereift vor. Viele Dialoge hatten für mich zu wenig natürlichen Fluss und klangen ausgedacht. Wie z.B. stellenweise auch der Dialog den ich als Auszug gewählt habe. Plötzliche Themenwechsel ohne die Gedanken und Gefühle zu beschreiben stießen mich immer wieder aus der "Welt der Geschichte" und ich musste erst wieder hineinkommen, was mir manchmal den Lesespaß etwas nahm.
Ein solches Thema so zu behandeln, dass es für Jugendliche geeignet ist stelle ich mir sehr schwer vor und ich denke Adriana Stern hat diese Problematik gut gelöst. Meiner Meinung nach hätte sie trotzdem noch etwas mehr Zeit damit verbringen sollen die Storyline, besonders aber die Dialoge, auszuarbeiten und abzurunden. Manchmal kommt man nicht so richtig an die Gefühlswelt der Hauptpersonen heran und hat das Gefühl sie nur oberflächlich zu kennen, dabei hat man ja genau genommen mehr Wissen als die einzelnen Hauptpersonen, da man alle Ansichtsweisen kennt. Ich finde auch, dass Personen wie zum Beispiel die Eltern von Jockel und David manchmal ziemlich konträr reagieren. Es gab wirklich Stellen im Buch an denen ich dachte, dass passt doch nicht. Würden Eltern wirklich so reagieren? Oder würden Verbrecher in einer solchen Situation nicht ganz anders reagieren und handeln?
Ich weiß allerdings nicht ob die Art zu Schreiben hier mit Absicht so gewählt wurde, da es mich sehr an meine eigenen ersten Schreibversuche erinnert, die zwar eine ausgeklügelte Storyline hatten, aber dennoch irgendwie immer so hingebogen wurden wie es gerade passt ohne darauf zu achten ob es wirklich schlüssig ist.

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